Sonntag, 8. Juni 2008

Deutschland kleinstes EM Studio berichtet: Fußball ist wie Schach. Nur ohne Würfel.









Andreas Geil (41) und Wolfgang Holz (71) auf Irlandreise zum Spiel Irland-Deutschland Oktober 2007 - Ein grausames 0:0

Der EM-Blog: Fußball ist wie Schach. Nur ohne Würfel.


So, der erste EM-Tag wurde also bei ordentlicher Hitze in Berlin überstanden. Während die Herren Kerner, Meier und Klopp im Regen standen und die Spieler der Schweiz und der Tschechen in Basel bei 13 Grad aushalten mussten; richteten wir uns in Deutschlands kleinsten EM Studio in der Hannoversche Straße ein. Ideal gelegen der Eingang des Hauses zwischen einer katalanischen Bar und einem italienischen Restaurant geht es in den kühlen Hinterhof. Der Hausherr Holzgang Wolf, 71 Jahre alt, lebender Fußballexperte, Schauspieler, lange im Berliner Ensemble gespielt, lebt Fußball wie kaum ein zweiter. Die WM 2002, die EM 2004 und die WM 2006 verbrachten wir noch in diversen Kneipen, Pubs, Cafés und Public Viewing Arenas in halb Berlin. Doch immer waren die Orte überfüllt, die Getränke schwer zu ergattern und die Stimmung meist stickig und oder unangenehm nationalistisch. Sicher gab es bei der WM 2006 andere Bilder, zumal der Kommentator als akkreditierter Reporter durch Deutschland reiste und spiele in Berlin, Leipzig, Dortmund, Hamburg, Köln, Nürnberg und Stuttgart sah. Doch diese EM soll eine aus dem Innenraum der Fernsehnation werden. Diese Strategie verdanken wir dem DFB, der uns nicht für die EM als Journalist akkreditieren wollte. Von daher der totale Rückzug aus der Öffentlichkeit und die Gründung von Deutschlands kleinsten EM-Studio.

Wir berichten also nur über diesen Blog und werden natürlich auch Gäste haben. Es wird auch die eine oder andere Außenübertragung von ungewöhnlichen Orten geben.

Nun also zum ersten EM-Spieltag und den Folgen. Wir haben uns schlau gemacht der Holzgang Wolf und ich, diverse Sonderbeilagen der üblichen Zeitungen gelesen. Die Elf Freunde berichten wieder im Tagesspiegel mit 11 Freunde täglich (www.elfreunde.de) - sonderbarer Weise hängen über den Ladentheken der Bäckereikette Kamps ebenfalls Fähnchen mit dem Logo Elf Freunde - ein Zufall oder brutale Vermarktung?

Schauen wir uns die Erstausgabe des Tagesspiegel EM Magazins an, fallen vor allen die Werbeanzeigen auf: Media Markt, Audi, Mercedes sowie Designermöbel. Inhaltlich setzt sich der Chefredakteur Philipp Köster mit dem Phrasenschweinen der Nation auseinander: die Kommentatoren im Fernsehen. Ja es ist schön, die EM ohne diesen Marcel Reif schauen zu können. Doch der von Köster durch den Kakao gezogene Bela Rehty Kommentierte des Eröffnungsspiels und das Grauen begann. Da wurde die bedauerliche Verletzung vom Schweizer Kapitän Alexander Frei zum Supergau hochgejazzt. Sein ZDF-Kollege Thomas Wark nervte dann mit Megaphrasen über den Spielmacher der Portugiesen Deco. Er hieß es Deco sei nach einer Verletzung und einer schwachen Saison bei Barcelona wieder fit wie ein Turnschuh und der wichtigste Spieler neben Ronaldo. Im Laufe des Spiels wurde Deco zum Lahmen gemacht und Wark stellte mehrfach klar, dieser Spiele könne ja noch gar nicht fit gewesen sein.....

Die Stimmung im Eröffnungsspiel erinnerte mich, dann doch ein wenig an meinen eigenen Besuch im Baseler St. Jacobs Park - irgendwie fühlte man sich nicht wie auf einem Fußballfest - es war alles zu brav, zu bieder und viel zu teuer, besonders Bier und Bratwurst. Es mag viele Beschreibungen der Schweizer Seele geben - doch diese Stimmung bei trübem Wetter ist sicher nicht mit jener der EM 2004 in Portugal oder der WM 2006 in Deutschland zu vergleichen. Dabei soll es doch natürlich frei nach Josef Blatter aus Visp im Wallis, die beste EM aller Zeiten werden.

Wollen wir also sehen ob unsere Freunde aus Österreich heute in der Lage sind, die Stimmung auf eine würdige Ebene zu heben. Die schönste EM-Beilage lieferte übrigens die Süddeutsche Zeitung mit einer feinen Beschreibung der 23 deutschen Spieler. Über den Kölner Lukas Podolski weiß der Autor zu berichten: Fußball ist wie Schach. Nur ohne Würfel.

Heute zu Gast in Deutschlands kleinsten EM-Studio: ein Mitglied der Nationalmannschaft der Schriftsteller.... (Andreas Geil / Berlin)

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