Dienstag, 10. Juni 2008

Lama Poldi und Netzer sieht eine Delle im Spiel


Ein Überraschungsgast aus Dublin und die Reaktion der EM-Blogger

Also der Reihe nach.
Über die EM-Tage 2 und 3 im kleinsten EM-Studio der Welt.

Die Nationalmannschaft der Schriftsteller hat uns also am Sonntag versetzt. Der Vertreter Willy Willymann litt an einen Heuschnupfenasthmaanfall und wurde auf die Ersatzbank verbannt. So schwitzten wir nach eingehender Medienanalyse bei 33 Grad im Schatten in unserem Berliner EM-Studio den Spielen des Sonntags entgegen.

Natürlich studierten Holzgang Wolf und meine Person die sonntäglichen Zeitungen und Sendung zum Thema EM-Auftakt. Nun gut, nach den Schweizern sollte auch der 2. Gastgeber erwartet aber unglücklich verlieren. Gegen die beinharten Kroaten war kein Nockerl gewachsen. Woraufhin der Össi-Trainer Hickersberger seine Mannschaft erst einmal ausschlafen ließ und sich selbst auf senile Bettflucht berief. Gegenüber Slaven Bilic machte die hohe Luftfeuchtigkeit für den müden 1-0 Sieg seiner Kroaten verantwortlich.

Mit Spannung erwarteten wir natürlich den Auftakt der deutschen Mannschaft. Eilfertige Kollegen hatten schon die Schlägereien deutscher Hooligans den türkischen Mitbürgern in die Schuhe schieben wollen. Da wird seit Jahren über eine Hooligan-Kartei diskutiert und gesammelt, was es zu sammeln gibt, aber wieder waren 140 deutsche Rechtsradikale in Klagenfurt und randalierten. Die deutsche Bildzeitung, deren Verlag natürlich auch die polnischen Yellow-Press-Erzeugnisse gehören, stachelten also praktischer weise beide Seiten auf. Das ist dann wohl wahre Globalisierung. Der Auflage geschuldet werden nationale Vorbehalte bedient und ausgespielt. Leider hörten wir von dieser Medienrealität wenig, einzig der holländische Trainer der Polen Leo Beenhakker bracht das Mitwirken beider Seiten auf den Punkt.

Kurz vor dem Anpfiff und nach der Absage von Willy Willymann klingelte es noch bei Holzgang Wolf an der Tür. Holzgang kündigte einen Überraschungsgast an, was kein geringer als der seit 13 Jahren in Dublin lebende Ossi Uwe sein konnte. Mein alter Weggefährte wie so oft im Leben, im April abgetaucht, stand plötzlich auf der Matte.
So hatten wir also doch noch einen Stargast im kleinsten EM-Studio Deutschlands.

Das Spiel der Deutschen war dann auch ein beliebter Streitpunkt zwischen Holzgang Wolf und Ossi Uwe. Während der Fachmann Holzgang nach dem 1:0 von Podolski einen gewaltigen Abfall der Leistung der deutschen Mannschaft kritisierte; wollte Ossi Uwe sich lieber am 1:0 berauschen. Mit zwölf Flaschen Berliner Pilsener hatte Ossi Uwe für sich selbst, natürlich die schlagenden Argumente. Wie wir alle wissen, machte der in Polen geborene Lukas Podolski mit dem 2:0 alles klar für die deutsche Mannschaft. Seine Reaktion beim erzielen der Tore war auch eine besondere Form von Verantwortungsgefühl – keine Provokation der Polen – kein großmäuliges wir gegen Rest der Welt. Podolski zeigt Feingefühl, was die gesammelte Medienlandschaft mit Verwunderung beobachtete.

Schließlich besiegten die Niederlande am Montag dann mit 3:0 die Italiener und durch Deutschland ging so was wie ein „Rache für Dortmund“ (verlorenes WM-Halbfinale). Das schönste an diesem 3. EM-Tag war vielleicht auch der Auftritt von Netzer/Delling, was nach zwei Tagen ZDF Johannes Bla Bla Kerner und Konsorten irgendwie eine Wohltat war. Anders als die bezahlten Schönredner stellte Günter Netzer dann auch im Rückblick auf das Deutschlandspiel einige Dellen im Spiel der Deutschen nach dem 1:0 fest - Er freute sich sehr über sein Wortspiel Delle – Delling.

Was gibt es sonst noch zu sagen?

1.) Beim Bäcker Kamps in Willich ist auch nicht bekannt warum die 11Freunde Werbung für den Bäcker Kamps machen und was diese Aktion soll.
2.) Spanien spielt heute gegen Russland ohne den ewigen Raul.
3.) Griechenland spielt gegen Schweden mit Otto Rehhagel und seiner Frau Beate auf oder neben der Bank.
4.) Im Zoo von Hannover wurden während des Spiels Deutschland – Polen ein Lama-Hengst geboren. Die Pfleger nannten das Jungtier spontan Poldi.